Stacheln, ganz viele
„Noch ein bisschen vorwärts, gleich hast du sie!“, ruft Frischling Mopsi Eichhörnchen Iffel zu.
Iffel duckt sich, fasst vorsichtig mit ihren Pfötchen zur Seite und packt zu.
„Autsch! Jetzt hab ich mich gepiekt, direkt über der Nase!“
„Oh, das tut mir so leid!“, ruft Mopsi. „Aber hast du die Beeren, alle?“
„So viel ich fassen konnte“, antwortet Eichhörnchen Iffel und hüpft vorsichtig aus dem Gebüsch.
„Hier Mopsi, guten Appetit!“
Frischling Mopsi schnappt sich hastig die schwarzen Früchte und schmatzt drauflos.
„Lieb von dir, Iffel, dass du die saftigen Brombeeren für mich gepflückt hast. Ich bin viel zu dick, um unter den Strauch zu kommen. Da nützt es nichts, dass die vielen Stacheln mein dickes Fell nicht ärgern können. Tut es denn noch weh?“
„Ein bisschen“, sagt Iffel und streicht behutsam über die schmerzende Stelle. „Ich glaube, es sind sogar zwei Stacheln. Kannst du sie rausziehen aus meinem Pelz?“
Mopsi betrachtet Iffels Gesicht von oben und von unten, von der rechten Seite und von der linken Seite.
„Schwer zu erkennen, diese gemeinen Brombeerstacheln! Und wie soll ich sie packen? Ich glaube, ich kann dir nicht helfen. Aber Eichhörnchen Elle schafft es bestimmt. Eeelleee, wir brauchen dich!“
Eichhörnchen Elle schaut von der alten knorrigen Eiche zu ihnen herunter.
„Bin gleich bei euch! Aber vorher müsst ihr noch meinen neuen Schlängelsprung sehen!“
Elle setzt im Wipfel des alten Baumes zum Sprung an und schlängelt sich, geschickt drehend, zum nächst höheren Ast. „Noch schwerer als der Vierfachdreher! So, und jetzt komm ich runter.“
Wenig später sitzt Eichhörnchen Elle neben Eichhörnchen Iffel, die auf ihre Nase zeigt.
„Beim Brombeerpflücken für Mopsi hab ich mir Stacheln eingezogen. Kriegst du sie wieder raus, Elle?“
Elle sieht sich Iffel sehr genau an.
„Hm, schwieriger Fall! Verstecken sich im Fell, die Piekser. Ich krieg sie nicht zu fassen. Aber Hase Hubo hat doch immer einen Plan, für alles!“
„Wie gut, dass ich so lange Ohren hab und alles schon von weitem höre!“, sagt Hase Hubo, als er sich den dreien hoppelnd nähert. „Stacheln rausziehen kann ich leider auch nicht, dafür sind meine Hasenpfoten nicht geschickt genug. Aber einen Plan hab ich natürlich und der heißt: Funo fragen! Unser Fuchs ist doch ein Schlauer!“
„Ja, Funo!“, freut sich Eichhörnchen Iffel. „Der kann mir bestimmt helfen.“
Elle, Iffel, Hubo und Mopsi drehen sich Richtung Fuchsbau und rufen laut:
„Fuuunooo! Fuuunooo!“
Kurz darauf raschelt und knistert es.
„Da bin ich! Habt ihr was Schönes für mich? Eine tolle Überraschung?“, freut er sich.
„Das nicht, aber du weißt doch immer einen Rat!“, lobt Hase Hubo. „Iffel hat Brombeerstacheln im Gesicht und keiner kriegt sie raus.“
„Keiner außer mir!“, sagt Funo. „Eine sehr gute Idee, mich zu holen. Mal schauen … Hm … Tja, wo ist denn was … Ah! … Ich weiß auch schon, wie man das Stachelding packen muss und wie man es rausziehen kann.“
„Vielleicht sind es sogar zwei!“, bemerkt Iffel.
„Ob einer oder zwei …“, antwortet Funo. „Was macht das schon? Die Mäusebande Wirbelwind muss her! Sofort!“
Kaum hat Funo es ausgesprochen, da krabbeln auch schon dutzende Mäuschen piepsend aus dem Waldboden.
„Für Stachliges muss Spitzes her,
dann ist die Lösung gar nicht schwer.
Im Gegenteil, sie ist ganz nah,
drum piepsen wir: Eurooonia!“
Kichernd und piepsend verschwinden die Mäuse ebenso schnell, wie sie gekommen waren.
„Euronia!“, sagt Funo nachdenklich. „Sie weiß alles, sie hört alles und sie sieht alles. Aber was hat sie, was wir nicht haben?“
„Na, dann überleg doch mal!“, ruft plötzlich eine Stimme neben ihm.
„Euronia! Schleichst dich hier ran und erschrickst uns alle …“, begrüßt Funo die weiße Eule.
„Ich schleiche nicht, ich fliege leise. Und jetzt lasst mich machen!“
Ehe Iffel etwas sagen kann, hat sich Euronia mit ihrem spitzen Schnabel bereits über sie gebeugt.
„Da haben wir den Übeltäter Nummer eins, da ist Stachel Nummer zwei, hier der dritte … Und raus mit Nummer vier. Fertig!“
„Wie hast du das gemacht? Vier Stacheln rausgezogen und ich hab nichts davon gemerkt. Vielen Dank!“, sagt Iffel glücklich.
„Gern geschehen!“, antwortet Eule Euronia. „Mit einem spitzen Schnabel ist das kein Problem.“
„Allerdings!“, erwidert Funo. „Hätte ich so einen, wäre alles bestimmt noch schneller gegangen.“
Eule Euronia lacht.
„Vielleicht … Aber schaut mal, wer zu uns tippelt … Ein Stachelkönig!“
„Das bin ich wohl!“, antwortet der Igel und dreht sein Schnäuzchen jedem einmal zu. „Ich muss mich wirklich sehr wundern! So eine Aufregung wegen vier piepsigen Stacheln! Vier! Und ich hab neuntausendundfünf! Also das nächste Mal bitte nicht so viel Unruhe um solch eine winzige Sache.“
Und während der Igel wieder davon tippelt, überlegen Elle, Iffel, Mopsi, Hubo und Funo, wie viele das eigentlich sind, diese neuntausendundfünf. Nicht einmal Eule Euronia weiß das so genau.
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