© 2007 Desch & Fubel

Minigeschichten:
Funo
Hubo
Mopsi
Iffel
Euronia
Elle
Wirbelwind

"Der Alptraum"

"Die 15 fehlt"

"Beerenhunger"

 "Nussplätzchen" "Fladdermäuse"

Bibberzeit

Hase Hubo hoppelte fröstelnd über den kahlen Nussbaumhügel. Längst waren die Blätter von der alten knorrigen Eiche und den anderen Bäumen auf den Waldboden gefallen. Eisiger Wind spielte mit ihnen und ließ einige, steif gefroren, von einem Platz zum anderen tanzen. So lange, bis sich die Reste der braunen Blätter wie ein schwerer Mantel auf die kalte Erde legten.
Hase Hubo blickte zu den kahlen Ästen und Zweigen, die nackt zum Himmel ragten. In stattlicher Höhe, inmitten einer Astgabel, sah er das runde Eichhörnchennest.
„Elle! Iffel!“, murmelte Hubo mit Blick nach oben. „Ihr habt‘s gut! Macht gemütlich Winterruhe! Kein Hunger, kein Frieren …“
Hase Hubo blickte überrascht zur Seite. Plötzlich stand die Weiße Eule neben ihm.
„Euronia! Ich habe dich gar nicht gehört!“
 „Das ist mein Geheimnis!“, antwortete Euronia. „Ich bin so leise, weil ich langsam fliege und meine Flügel so weiche Federn haben.“
„Und unsere beiden Eichhörnchen da oben, die hören jetzt sowieso nichts“, entgegnete Hubo. „Gar keine schlechte Idee, jetzt ein bisschen zu ruhen bei dieser Bibberkälte.“
„Du kommst auch gut über den Winter, hast so ein schönes, kräftiges Winterfell!“, bemerkte Euronia.
„Stimmt!“, freute sich Hubo. „Deine Federn sind auch viel kuschliger als im Sommer!“
„Habt ihr euch meinen Prachtpelz schon mal so richtig angesehen?“, rief plötzlich jemand neben ihnen.
„Hallo Funo!“, begrüßten ihn die beiden.
Funo drehte den Kopf zur Seite und deutete auf seinen Rücken. „Wie er glänzt! Und wie dicht und dick mein Fell ist! Damit würde ich kein bisschen frieren in der Hängematte, aber die macht ja leider Winterschlaf.“
„Wie meinst du das?“, fragte Hubo.
Funo drehte sich um.
„Kommt mit, ich zeig es euch!“
Hubo hoppelte Funo nach und Euronia flog dicht über ihm. Kurz darauf blieben sie stehen.
„Da! Seht ihr?“, rief Funo und stieß mit der Pfote gegen seine Hängematte, die sich nicht von der Stelle bewegte.
„Sie ist festgefroren, steif und eiskalt. Faules Ding!“, schimpfte er.
„Wo ist eigentlich Mopsi?“, fiel Hubo plötzlich ein. „Hat ihn jemand von euch gesehen?“
„Er ist mir nicht über den Weg gelaufen“, meinte Funo.
„Als ich gestern über den Nussbaumhügel flog, da schlief er in seiner Mulde“, erinnerte sich Euronia und überlegte. „Und vorhin, ja, da schlief er immer noch.“
„Wir sollten mal nach ihm schauen!“, schlug Hubo vor und hoppelte voran.
Nach kurzer Zeit hatten die drei die Mulde erreicht. Mopsi lag noch immer unbeweglich auf dem Waldboden.
„Mopsi!“, rief Hubo laut. „Aufwachen! Du musst dich bewegen, sonst erfrierst du bei der Bibberkälte.“
Aber Mopsi rührte sich nicht. Euronia piekte vorsichtig mit dem Schnabel in sein borstiges Fell.
„He, kleiner Frischling! Hoch mit dir!“
„Er atmet ruhig und tief“, stellte Funo fest. „Aber er will einfach nicht.“
„Ob er will oder nicht, darauf können wir nicht warten“, meinte Hubo. „Kommt mal kurz hinter den Baum hier. Ich habe einen Plan.“
Hubo, Funo und Euronia bewegten sich zum nächsten Baum.
„Ich weiß nicht, warum er das tut, was er tut“, sagte Hubo. „Aber ich weiß, wie wir ihn wieder auf die Beine bekommen.“

„Ich auch!“, unterbrach ihn Funo. „Und mein Plan ist toll!  Wir sagen ihm einfach, dass wir leckere Beeren gefunden haben, dann springt er sofort auf, Fressen ist doch sein Liebstes.“
„Keine gute Idee!“, verwarf Hubo Funos Plan. „Mopsi ist nicht dumm und weiß doch, dass jetzt keine Beeren wachsen.“
„Hubo hat recht“, stimmte Euronia zu. „Auf diesen Trick fällt er nicht rein.“
Funo blickte enttäuscht zu Hubo.
„Und wie ist dann dein Plan? Es gibt doch nichts Besseres …“
„Vielleicht doch!“, antwortete Hubo.  „Ihr müsst DAS mit mir laut über den Nussbaumhügel rufen  …“ Hubo flüsterte den beiden etwas ins Ohr.
„Könnte sogar klappen, dein Plan“, gab Funo zögerlich zu. „Ich weiß ja, wie das ist. Also los, machen wir’s!“
Sekunden später standen Hubo, Funo und Euronia neben Mopsi und riefen laut über den Nussbaumhügel:

„Mäusebande Wirbelwind,
komm dorthin, wo wir jetzt sind!
Weich und warm ist Mopsis Fell,
brauchen Hilfe, und zwar schnell.“

Kurz darauf wuselten von überall her die Mäuschen heran. Quirlig krabbelten, hüpften und sprangen sie über Mopsi und auf ihm herum. Dabei piepsten sie im Chor:

Unsre Pfötchen werden warm,
hüpfen wir im Mäuseschwarm
wild auf Mopsis Fell herum,
warum bleibt er trotzdem stumm?“

„Wir wissen es auch nicht!“, rief Hubo ihnen laut zu. „Macht weiter, bitte!“
Immer wilder hopsten die Mäuse auf Mopsi herum und riefen:

„Beim Toben wird uns niemals kalt,
unsre Pfötchen glühen bald.
Auf Mopsi ist für alle Platz,
er ist unser Kuschelschatz!“

„Ich bin kein Kuschelschatz!“, schrie Mopsi plötzlich ganz laut und sprang mit aller Wucht nach oben.
„Das ist meine Mulde, da kann ich machen, was ich will!“
Wild sprangen die Mäuse auseinander und piepsten:

„Auf Wiedersehn und Dankeschön!
Auf Mopsi war es echt bequem.
Auch nächstes Mal sind wir bereit,
für so was ist doch immer Zeit.“

Mopsi blickte den wild davon laufenden Tierchen hinterher.
„Tut mir leid, Mäusebande, wenn ich so laut war! Ich mag euch doch! Aber ich bin keine Tobewiese!“
„So geht es mir mit den Biesterchen in meiner Hängematte, den ganzen Sommer lang!“, seufzte Funo.
„Aber jetzt ist kein Sommer, es ist kalt, ich habe Hunger und den will ich nicht!“, erwiderte Mopsi. „Und ihr lasst mich nicht schlafen. Dabei merke ich beim Schlafen doch nicht, dass mein Bauch nach Fressen ruft. Elle und Iffel machen es genauso. Und wenn es wieder wärmer ist, wachen sie auf und buddeln nach Nüssen.“
Euronia nickte.
„Stimmt! Und kommt wieder die Bibberkälte, ruhen sie einfach weiter. Das wolltest du also mal ausprobieren.“
„Wollte ich, aber ihr lasst mich nicht!“, entgegnete Mopsi. „Aber eigentlich ist es ganz schön, dass ihr bei mir seid. Ich konnte sowieso nicht schlafen und der Hunger ist auch nicht weggegangen.“
„Ich habe da noch ein Stückchen frische Baumrinde …“, rief Hubo Mopsi zu.
„… Und ich weiß, wo noch ein bisschen Getreide zu finden ist, für alle Fälle“, meinte Euronia.
Mopsi blickte fragend zu Funo.
„Ja, ja … ich habe mir natürlich auch was zum Fressen beiseite gelegt, die Baumwurzel, auf die du schon neulich so hungrig geschielt hast, immer und immer wieder.“
Mopsi machte einen Luftsprung.
„Das ist ja ein Festfressen! Wenn ich euch nicht hätte …“
„Und die Mäusebande Wirbelwind!“, rief Hubo.
„Gehen wir jetzt endlich futtern?“, drängelte Mopsi. „Ich lass euch dafür im Sommer auch wieder ein paar Beeren übrig.“
„Na dann, auf zum Fressen!“, gab Hubo das Kommando und alle anderen folgten ihm.

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