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"Beerenhunger"

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Nussplätzchen

Hallo, Funo-Freunde, ich bin’s, eure Iffel! Ich will euch erzählen, was ich neulich mit Elle erlebt habe.

Also, ich springe gerade von der alten knorrigen Eiche, hopse ein bisschen weiter, da seh ich plötzlich eine große, dicke Nuss. Was für eine wunderschöne Frucht: kein Sprung in der Schale, kein Loch und nicht mal kleine Risse! Das war so eine Nuss, die wir gern einbuddeln. Für unsere Winterruhe, wenn der Herbst schlafen gegangen ist und der Frühling sich fürs Kommen noch stark machen muss.
Ich hab mir ein weiches Stückchen Waldboden ausgesucht, gebuddelt und weg war sie. Da kommt Elle angesprungen.
„He Iffel! Ich hab alles vom Baum oben gesehen. Die Nuss ist prächtig, aber nicht der Platz, wo du sie vergraben hast. Du musst ein besseres Nussplätzchen finden!“
Ehe ich etwas antworten kann, beginnt Elle auch schon so heftig zu graben, dass mir weiche Erdklumpen um die Ohren fliegen. Stolz hält Elle meine schöne Nuss in seinen Pfoten.
„So, und jetzt zeig ich dir, wo wir dieses Prachtstück in die Erde legen. Komm mit!“
Ich springe aufgeregt hinterher.
„Was hat dir denn an meinem Nussplätzchen nicht gefallen? Es war doch schön!“
„Du kannst es dir nicht merken, das ist es!“, antwortet Elle.
„Aber du doch auch nicht! Du vergisst ja auch immer, wo du deine Nüsse vergraben hast“, antworte ich.
„Stimmt! Und deshalb mach ich es jetzt besser. Keine Irgendwo-Stelle, sondern ein Lieblings-Nussplätzchen, das man nicht vergisst.“
Das klingt gut, denke ich. Und so einfach! Elle ist wirklich klug.
Nach vielen Eichhörnchensprüngen bleibt Elle stehen.
„Hier! Hier ist so ein Nussplätzchen! Das findest du immer wieder.“
Ich wundere mich. Die Stelle sieht ein bisschen wüst aus, überall aus dem Boden wachsen lange dürre Stängel, an denen große Blätter hängen.
„Schau doch mal richtig hin, Iffel!“, sagt Elle laut.
„Das sind ja lauter Kinder vom großen Nussbaum!“, staune ich.
„Genau!“, freut sich Elle. „Hier haben wir oft Nüsse eingebuddelt und später nicht mehr dran gedacht. Wird irgendwann mal ein großer Nusswald werden. Diese Stelle ist unverkennbar, die vergessen wir bestimmt nicht! Hier buddeln wir ein!“
Also gut: Eins, zwei, fix ist die schöne Nuss verschwunden, direkt vor einigen Nussbaumkindern.
„Das war anstrengend, richtige Arbeit!“, stellt Elle fest. „Da sollten wir jetzt spielen, los, fang mich!“
Elle springt auf einen Baum, macht sich für den nächsten Sprung bereit und landet mit einem tollen Dreifachdreher auf dem Nachbarbaum.
„Das war ja wieder ein richtiges Kunststück!“, staune ich und versuche, Elle zu fangen. Aber immer, wenn ich ihn fast habe, springt er mit einem seiner verrückten Luftdreher wieder davon.
Das geht eine ganze Weile so. Elle scheint einfach nicht müde zu werden.
„Pause!“, rufe ich laut. „Iffel braucht eine Pause!“
Elle springt auf mich zu. „Jetzt schon? Hast mich doch noch gar nicht erwischt!“
Ich sehe mich um.
„Das nicht! Aber ich hab unser Nussplätzchen wiedererkannt. Schau mal, Elle, da drüben ist es!“
Elle sieht in die Richtung.
„Nein! Unser Nussplätzchen ist woanders, viel weiter weg.“
„Aber da drüben wachsen doch so lange dürre Stängel, an denen große Blätter hängen. Siehst du nicht die vielen Nussbaumkinder?“
„Hm … Ja …“, sagt Elle zögerlich und blickt sich um. „Ganz hinten, schau mal, Iffel, da auch! Viele Nussbaumkinder, dicht beieinander. Genau wie bei unserem Nussplätzchen. Da gibt es ja doch noch viele andere, die auch so aussehen. War wohl nicht so eine tolle Idee von mir …“
Diesmal hüpfe ich zuerst davon. Ich springe zur alten knorrigen Eiche, wo wir ein paar Nüsse haben, mit denen wir spielen. Nüsse, die einen Sprung in der Schale haben oder ein Loch oder kleine Risse. Ich nehme die beiden schönsten – eine behalte ich, die andere bekommt Elle.
„Ich bringe meine Nuss jetzt zu meinem allerliebsten Nussplätzchen auf der ganzen Welt!“, sag ich geheimnisvoll.
Elle sieht mich komisch an.
„Du hast ein allerliebstes Nussplätzchen auf der ganzen Welt? Warum weiß ich nichts davon?“
„Du hast sogar auch so eins!“, antworte ich.
Elle sieht mich noch komischer an.
„Das müsste ich ja wissen!“
Ich sage nichts. Dafür klopfe ich mit den Pfoten ein paar Mal auf meinen Bauch, knacke die Nuss und knabbere los.
Jetzt sieht mich Elle nicht mehr komisch an, sondern trommelt ziemlich verrückt auf seinen Bauch.
„Stimmt! Das ist wirklich das allerliebste, unvergesslichste Nussplätzchen auf der ganzen Welt!“
Und obwohl wir schon ganz viele von diesen leckeren Früchten gegessen haben, noch nie im Leben hat uns eine Nuss so gut geschmeckt wie dieses Mal.

 

 

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