Fladdermäuse
Hallo, Funo-Freunde, diesmal bin ich es – eure Eule Euronia! Was ich euch nun erzähle, hat sich kurz vor Mitternacht genau so zugetragen.
Es ist fast stockduster über dem Nussbaumhügel. Nur eine schmale Mondsichel kämpft sich durch den dichten Nachthimmel. Ich fliege meine Runde, um zu schauen, ob überall alles in Ordnung ist.
Da höre ich auf einmal lautes quirliges Gepiepse und Gequietsche. Die Mäusebande Wirbelwind! Warum ist sie so aufgeregt? Beim Näherfliegen traue ich meinen Augen nicht: Die Mäuschen stehen am äußersten Rand einer Böschung und blicken neugierig in die Tiefe. Ich fliege ganz vorsichtig näher heran, ohne dass sie mich bemerken, und lande in sicherer Entfernung auf dem Waldboden.
„Jetzt hab ich dich!“, flüstert jemand leise hinter mir und hält mich mit seinen Pfoten fest. Und auch wenn es so dunkel ist: Diese Pfoten erkenne ich.
„Funo! Du hast mich erschreckt!“, rufe ich. „Das ist nicht nett!“
„Und kleine Piepsmäuse belauschen? Ist das etwa nett?“, fragt mich Funo, der mir nun gegenübersteht.
„Aber siehst du nicht, sie begeben sich in Gefahr! Nur eine Mäusepfote weiter und sie fallen herunter! Und werden sich furchtbar wehtun oder schlimmer noch!“
„Da unten ist eigentlich nichts, was sie interessieren könnte!“, antwortet Funo. „Aber da sie nicht dumm sind, werden sie sich auch nicht unnötig in Gefahr begeben. Also, flieg weiter und sei nicht so neugierig!“
„Nicht mal nachts ist es ruhig hier!“, schimpft jemand leise und huscht über den Waldboden.
„Guten Abend, Igel!“, sag ich. „Ich schaue nur, ob alles in Ordnung ist. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, du ein Problem hast …“
„Welches Problem?“, fragt der Igel. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst!“
„Euronia macht sich Sorgen wegen der Mäuse!“, erklärt Funo. „Sie stehen so dicht am Abhang, für so kleine Nervensägen ziemlich tief. Wenn …“
„Wenn das Wörtchen ‚Wenn‘ nicht wär, wäre ich ein starker Bär“, antwortet der Igel und taucht in die Dunkelheit.
„Daaa! Eben hat sich eine Maus in die Tiefe gestürzt!“, rufe ich Funo fassungslos zu. „Und noch eine ... und noch eine … Sie stellen sich auf die Hinterpfoten, breiten die Vorderpfoten zur Seite – und weg sind sie!“
Funo macht seinen Hals ganz lang und schaut verwundert zur Böschung.
„Das muss ein Trick sein! Fragt sich nur welcher!“
Ich glaube nicht an einen Trick und rufe besorgt:
„Ich muss sie retten, Funo! Vielleicht ist es noch nicht zu spät!“
Dann muss ich plötzlich lachen, laut und sehr lang.
Funo sieht mich ganz merkwürdig an und starrt dann wieder zur Böschung.
„Du lachst? Siehst du nicht, dass die Mäuse gerade entführt werden? Kleine Drachen tragen sie weg!“
„Das sind keine Drachen, Funo! Das sind Fledermäuse! Echte Fledermäuse auf dem Nussbaumhügel! Unseren Mäusen scheint’s zu gefallen.“
„Pst!“, ruft Funo. „Leise! Die Mäuse haben uns bemerkt. Sie piepsen was ...“
„Fladdermäuse, es war schön,
mit euch mal in die Luft zu geh‘n.
Danke für den tollen Flug,
ist noch lange nicht genug.
Und für die, die uns belauschen:
Auch wir woll‘n durch die Luft mal rauschen!
Dank Fladdermäusen mit Geschick,
flogen wir ein kleines Stück!“
„Alles in Ordnung auf unserem Nussbaumhügel!“, sagen Funo und ich fast gleichzeitig und sehen, wie der Igel neugierig zurückgetippelt kommt.
„Also … Wenn’s das auch für Igel gibt …“, ruft er uns zu und schaut zur Böschung. „Daran wäre ich auch interessiert!“ |