© 2007 Desch & Fubel

Minigeschichten:
Funo
Hubo
Mopsi
Iffel
Euronia
Elle
Wirbelwind

"Der Alptraum"

"Die 15 fehlt"

"Beerenhunger"

 "Nussplätzchen" "Fladdermäuse"

Vierfachdreher

Hallo, hier ist euer Eichhörnchen Elle! Das, was ich euch jetzt erzähle, habe ich erlebt. Und was ich nicht gesehen und gehört habe, das weiß ich von den anderen.
Also … Wie ihr wisst, mache ich gern Kunststücke auf Bäumen. Ich springe Schleifen, Kurven, Dreifachdreher … Und nun war es so weit, ich wollte meinen Freunden endlich den Vierfachdreher zeigen, den ich so lange geübt hatte.
Alle saßen auf dem Waldboden und starrten hoch zur alten knorrigen Eiche. Mopsi futterte schmatzend Beeren und zitterte, während er zu mir nach oben sah.
„Verschluck dich nicht, Mopsi!“, rief Funo.
„Mach ich nicht!“, antwortete Mopsi kauend. „Aber wenn es so spannend ist, muss ich fressen, sonst zerplatze ich vielleicht vor Aufregung.“
Iffel drehte eine Nuss zwischen den Pfötchen und rief:
„Der Dreifachdreher ist doch auch sehr schön, Elle. Du musst nichts machen, was noch schwieriger ist.“
Hase Hubo strich sich ein paar Mal nachdenklich über die Ohren.
„Ein Vierfachdreher ist schon etwas gefährlich.“
„Elle hat doch tagelang geübt!“, sagte Funo ärgerlich. „Warum sollte er ihn nicht können! Also, wenn jetzt nichts passiert, leg ich mich wieder in meine Hängematte."
Das wollte ich natürlich auf gar keinen Fall. Also  hab ich noch einmal tief Luft geholt, ganz tief und schließlich gerufen:
„Ich bin so weit! Bitte das Startsignal, Iffel!“
Iffel streckte sich:
„Achtung! Auf den Sprung und fertig, los!“
Ich nahm alle Kraft zusammen und sprang von der alten knorrigen Eiche zum nächsten Baum. Wie im Taumel drehte und streckte ich mich rasend schnell hintereinander. Von unten hörte ich lautes Staunen und Raunen und dann kräftiges Schreien.
„Wo ist Elle?“, rief Iffel laut. „Ich sehe ihn nicht mehr.“
„Und ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie er gesprungen ist“, sagte Mopsi, heftig atmend. „Und jetzt ist er weg!“
„Was redet ihr denn da!“, erwiderte Funo. „Ein Eichhörnchen löst sich doch nicht in Luft auf.“
„Aber es kann vielleicht mal abstürzen!“, sagte Mopsi ängstlich.
„Keine Sorge!“, beruhigte Hase Hubo. „Eichhörnchen stürzen nicht vom Baum.“
Iffel sah gedankenverloren in die Ferne.
„Ich guck mal, was mit Elle los ist. Bin gleich zurück.“
Während Iffel verschwand, sah Funo noch einmal nach oben zur alten knorrigen Eiche.
„Also, dieser Vierfachdreher eben, der war wirklich nicht übel“, staunte er. „Das geschickteste Eichhörnchen auf der ganzen Welt lebt hier auf unserem Nussbaumhügel. Und schaukelt oft in meiner Hängematte.“
„Ist das Landen nach dem Springen eigentlich sehr schwierig?“, fragte Mopsi.
„Natürlich! Und wie! Sonst könnte es ja jeder!“, antwortete Funo rasch.
Mopsi sah in die Richtung, in die Iffel gegangen war.
„Ich guck auch mal, wo Elle geblieben ist“, sagte er und verschwand ebenfalls.
Funo seufzte Hubo zu.
„Warum warten denn nicht alle in Ruhe, bis Elle zufrieden zurück ist?!“
„Vielleicht ist er ja gar nicht zufrieden?“, gab Hubo zu bedenken. „Ich geh auch mal nachschauen. Bis gleich, Funo.“
Funo nickte.
„Ja, ja! Ich warte! Aber beeilt euch! Ewig sitz ich nicht allein hier rum.“
Hubo verschwand in die gleiche Richtung wie zuvor die anderen. Funo wartete und wartete. Aber nichts geschah.
„Wo bleiben sie nur alle?“ Funo wurde unruhig und machte sich schließlich ebenfalls auf den Weg.
Als er den Baum hinter sich gelassen hatte, auf den Elle gesprungen war, entdeckte er plötzlich all die anderen. Sie standen im Kreis um irgendetwas herum und redeten laut und heftig.
„Was ist denn hier los?“, fragte Funo und sah, wie ich immer wieder mit dem Kopf schüttelte.
„Ich weiß einfach nicht, wie das passieren konnte!“, wunderte ich mich. „Ich hätte vorher besser hinschauen müssen.“
„Nun warte doch ab! Die Mäusebande wird wissen, ob es wirklich so schlimm ist“, beruhigte Hase Hubo.
Ehe Funo etwas fragen konnte, tauchte plötzlich die Mäusebande Wirbelwind auf und piepste im Chor:

Es war leer, schon lange Zeit.
Die Bewohner flogen weit.
Nur das Nest hing noch am Ort.
Alle Sorgen können fort.“

„Jaaa!“, schrie ich laut. „Es war wirklich schon lange Zeit leer. Wie gut, dass die Mäusebande Wirbelwind überall und nirgends ist.“
Jetzt erkannte auch Funo, warum wir alle so aufgeregt im Kreis standen: Genau in der Mitte lag ein schönes, leeres Vogelnest. Es sah aus wie neu, nichts daran war kaputtgegangen.
„Ich bin beim Landen dagegen gesprungen. Dabei ist es vom Baum gefallen“, erklärte ich Funo. 
„Aber es ist nichts passiert, weil keiner zuhause war “, freute sich Iffel.

Ganz vorsichtig hab ich das leere Nest wieder an die alte Stelle im Baum gelegt. Wer weiß … Und natürlich haben wir dann gemeinsam gefeiert, mit allen von der Mäusebande Wirbelwind.“

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