Wintergast
Hase Hubo blickt auf den unberührten Schneeteppich, der über dem Nussbaumhügel liegt. Doch plötzlich tapsen dutzende Mäuse ihre Spuren in das Weiß. Sie wirbeln um Hubo herum und piepsen im Chor:
Schau, wir bringen dir hier was,
macht dir und deinen Freunden Spaß.
Doch tausche auch bei diesem Spiel,
dann wird aus einem Spaß ganz viel.
Ehe Hubo etwas fragen kann, ist die Mäusebande Wirbelwind bereits wieder in alle Himmelsrichtungen verschwunden.
„Ui! Die Mäuse haben mir einen Hut gebracht! Einen großen schwarzen! Da weiß ich doch gleich, wie ich damit Spaß haben kann“, freut sich der Hase. Er hoppst in den Hut, ruckelt ein wenig nach vorn damit und saust den Nussbaumhügel begeistert nach unten. Hubo wird so schnell, dass der Wind seine langen Ohren wild nach hinten fliegen lässt.
„Halt!“, schreit Frischling Mopsi und stürmt aus dem Gebüsch. „Ich will auch mit!“
„Tut mir leid, schon besetzt! Schlitter doch auf deinem Po herunter!“
Mopsi überlegt nicht lange, wirft sich in den Schnee und rutscht Hubo hinterher.
„Ihr seid ja nicht zu überhören! Ich will auch Spaß!“, ruft Fuchs Funo, während er auf die beiden zuspringt. Bäuchlings schlitternd folgt er Mopsi und Hubo.
Kurze Zeit später ist das Vergnügen bereits wieder zu Ende. Hubo landet etwas unsanft an einem großen Reisighaufen, Mopsi dicht neben ihm. Funo bremst sich in allerletzter Sekunde mit seinen Pfoten ab.
„Das Landen müsst ihr aber noch üben!“, sagt er.
Mopsi betrachtet bewundernd den großen schwarzen Hut, aus dem Hubo herausgesprungen ist.
„Woher hast du das schöne Schlitterding?“
„Von der Mäusebande!“, antwortet Hubo.
„Und die hat den Hut unserem neuen Wintergast gemopst“, erwidert Funo. „Kommt mal mit!“
Hubo und Mopsi folgen Funo um ein paar Bäume und Büsche herum und dann …
„Ein Schneemann!“, ruft Mopsi glücklich. „Und so ein großer, schöner!“
„Er friert am Kopf! Ich habe ja seinen Hut!“, stellt Hubo fest. „Leider hat ihn die Fahrt ein bisschen mitgenommen.“
Funo betrachtet das schwarze Schlitterding. „Besser ein schräger Hut, als gar keiner! Gib ihn zurück, Hubo!“
„So einfach geht das nicht! Die Mäuse haben was von ‚tauschen‘ gepiepst … Mal sehen, was sich da machen lässt.“
Hubo stellt sich auf seine beiden Hinterpfoten, streckt und reckt sich nach oben und hält seine langen Ohren aufgerichtet ganz dicht an den Schneemann-Mund. „Ah! Das willst du also, Schneemann? Das soll ich tun!“, sagt Hubo, während er dem Schneemann zu lauschen scheint.
„Was sagt er denn? Ich höre nichts. Er bewegt sich nicht!“, ruft Mopsi ungeduldig.
„Ist ja auch ein echter Schneemann! Keiner aus einem Märchen“, erklärt Funo. „Und bei einem echten sieht man nichts, wenn er spricht.“
„Was für ein schlauer Tauschvorschlag vom Schneemann!“, sagt Hubo und sitzt wieder im Schnee neben den beiden. „Hut gegen Möhrennase. Die darf ich haben.“
„Du verstehst die Schneemannsprache kein bisschen!“, ärgert sich Funo. „Ein Schneemann gibt nie freiwillig seine Nase her. Wie sieht er denn dann aus?“
„Er will ja eine Nase, aber eine besondere! Eine aus einem großen Tannenzapfen“, beruhigt ihn Hubo. „Los, suchen wir einen!“
Die drei flitzen davon und kommen bald mit einem schönen langen Tannenzapfen zurück.
„Oooh! Schaut doch mal!“, staunt Funo. „Der Schneemann hat ja jetzt vor seinem Bauch einen duftenden Käse liegen! Hm … Für mich!“
„Und einen Apfel auch!“, ruft Mopsi. „Hm … Für mich!“
Hubo reckt und streckt sich, schnappt dem Schneemann die Nase weg und tauscht die Möhre gegen den Tannenzapfen. „Hm … Und die Möhrennase ist für mich!“
Und nachdem die drei fertig sind mit Schmatzen und Futtern, erzählen sie sich bis tief in die Nacht Geschichten: von Schneemännern mit schrägen Hüten, klugen Mäuschen und von geheimnisvollen Spuren im Schnee … |
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