Die Frage
Fuchs Funo steckte seinen Kopf gemächlich ins Freie.
„Ist das schön hier, so früh am Morgen! Ganz ruhig und still, da muss ich unbedingt einen gemütlichen Spaziergang bis zur nächsten Lichtung machen.“
Kaum war er ein paar Fuchslängen gegangen, da lief ihm Frischling Mopsi über den Weg.
„Guten Morgen, Funo! Warum bist du denn schon so früh unterwegs?“, wunderte er sich.
„Na, weil es noch so schön still ist um diese Zeit! Da will ich einfach mal in Ruhe über unseren Nussbaumhügel spazieren.“
„Darf ich mitkommen?“, fragte Mopsi.
„Meinetwegen! Aber nur, wenn du nicht laufend plapperst. Einfach spazieren und weiter nichts!“, antwortete Funo.
„Klar!“, erwiderte Mopsi froh. „Ich wollte dich auch nur etwas fragen. Aber das kann ich auch morgen oder einen Tag danach oder noch später.“
„Na, dann ist es ja keine wichtige Frage, wenn du sie mir an jedem Tag stellen kannst“, bemerkte Funo.
„Wichtig ist sie schon!“, widersprach Mopsi. „Eigentlich ist sie sogar sehr wichtig!“
„Du wolltest doch nicht plappern!“, sagte Funo. „Nur ganz still mit mir spazieren gehen.“
„Ich sag nichts mehr, Funo! Gar nichts mehr. Siehst du, mein Mund ist wie verschlossen.“
„Dann können wir ja endlich weitergehen“, seufzte Funo und lief los.
Nachdem sie eine Weile nebeneinanderher gelaufen waren, sah Funo Mopsi aufmerksam an. Mopsi blickte freundlich und stumm zurück, dann freute er sich und wackelte dabei immer ein wenig mit seinem Kopf.
„Ich sehe doch genau, was du tust!“, rief Funo. „Du denkst über die Frage nach, die du mir stellen wolltest.“
Mopsi nickte freundlich und spazierte weiter, ohne ein einziges Wörtchen zu sagen, neben Funo her.
„Also gut!“, sagte Funo. „Jetzt stell mir endlich deine wichtige Frage, dann kann ich dir antworten und wir gehen den Rest des Weges ruhig und still, ohne zu plappern.“
„Nein, nein! Ist doch wirklich schön so!“, meinte Mopsi. „Ich kann sehr gut still und leise sein. Ist gar nicht so schwer.“
„Die Frage!!!“, rief Funo laut. „Jetzt stell endlich deine sehr wichtige Frage!“
Mopsi erschrak, weil es plötzlich so über den Nussbaumhügel schallte. Kurz darauf aber war er wieder beruhigt und sagte:
„Ich wollte dich fragen, Funo, ob du gut geschlafen hast.“
„Wie? Das fragst du mich? Jetzt und hier, wo ich doch einfach nur in Ruhe, ohne Plappern, spazieren gehen will? Das ist deine so wichtige Frage?“
Funo war außer sich und drehte sich schnaufend eine Runde im Kreis.
„Aber die Frage ist doch wichtig!“, verteidigte sich Mopsi. „Wenn du gut geschlafen hast, dann hast du auch einen guten Tag. Aber wenn du nicht gut geschlafen hast, dann wird es ein schwieriger Tag. Ich habe nicht gut geschlafen … Und weißt du was, Funo? …“
„Ich will es nicht wissen!“, rief Funo und lief weiter. „Ich gehe einfach ruhig und still spazieren. Bis zur nächsten Lichtung. Und dann gehe ich genauso wieder zurück.“
„Ich habe trotzdem einen guten Tag, Funo!“, rief Mopsi ihm hinterher. „Weil ich dich getroffen habe und mit dir spazieren gehen darf. Ich gehe gern mit dir spazieren.“
Funo blieb stehen.
„Ach, so ist das …“, sagte er zögerlich.
„Ja! So ist das!“, antwortete Mopsi. „Ruhig spazieren, ohne zu plappern, ist wirklich auch mal sehr schön. Das weiß ich jetzt von dir.“
Funo lief ein paar Schritte zurück zu Mopsi.
„Irgendwie mag ich dich“, sagte er. „Und ich hab diese Nacht sehr gut geschlafen. Deshalb wird es auch für mich ein guter Tag.“
„Wirklich?“, fragte Mopsi.
„Wirklich!“, antwortete Funo.
Und wenn es stimmt, was sich die Bewohner des Nussbaumhügels so erzählen, dann sollen die beiden tatsächlich ganz ruhig und still bis zur nächsten Lichtung und wieder zurück spaziert sein. Und das seit diesem Tag sogar öfters …
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